
Scheidung: Wie beeinflusst sie deine Psyche wirklich?
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Eine Scheidung bringt für viele Menschen große Veränderungen im Leben mit sich. Natürlich sind in erster Linie die Ehepartner und die Kinder betroffen. Aber oft hat es auch Auswirkungen auf die Familie. Eine Scheidung kann als Verlust von vielem erscheinen.
Zeit, Energie, Material, Erinnerungen. Sie kann viele Schwierigkeiten mit sich bringen. Es gibt veränderte Verantwortlichkeiten, rechtliche Probleme, das Sorgerecht für die Kinder, Gewohnheiten und emotionale Schwierigkeiten. Es kann Jahre dauern, bis eine geschiedene Person ihr Leben wieder ins Gleichgewicht gebracht hat.
Diese Zeit kann für Paare, die sich scheiden lassen, gut oder schlecht sein. Es hängt davon ab, wie gut sie auf den Prozess vorbereitet sind und wie gut sie ihn bewältigen.

Was sind die Phasen des Trennungsprozesses?
Vorahnung und Zweifel
In dieser Phase treten erste Zweifel und Unsicherheiten über die Beziehung auf. Einer oder beide Partner beginnen, die Beziehung zu hinterfragen und erkennen möglicherweise erste Anzeichen, dass die Partnerschaft nicht funktioniert.
Entscheidung und Ankündigung
Eine der schwierigsten Phasen ist die Entscheidung zur Trennung. Diese Entscheidung kann lange überdacht und abgewogen werden. Wenn sie getroffen wird, folgt die Ankündigung der Trennung, was oft zu intensiven emotionalen Reaktionen führt.
Trennung und physische Distanzierung
In dieser Phase trennen sich die Partner physisch. Dies kann den Auszug eines Partners, die Aufteilung von Besitztümern und die Anpassung an das Leben ohne den anderen beinhalten. Diese Phase ist oft von erheblichem Stress und organisatorischen Herausforderungen geprägt.
Emotionale Verarbeitung und Trauer
Die emotionale Verarbeitung der Trennung ist eine wichtige Phase. Betroffene durchlaufen oft verschiedene Stadien der Trauer, ähnlich wie beim Verlust eines geliebten Menschen. Diese Stadien umfassen:
- Leugnung: Schwierigkeiten, die Realität der Trennung zu akzeptieren.
- Wut: Ärger über den Partner, sich selbst oder die Situation.
- Verhandeln: Versuche, die Beziehung zu retten oder Bedingungen der Trennung zu ändern.
- Depression: Tiefe Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Verlustgefühle.
- Akzeptanz: Anerkennung der Trennung und Beginn der emotionalen Heilung.
Neuorientierung und Anpassung
Nach der ersten Trauerphase beginnen die Betroffenen, sich neu zu orientieren und ihr Leben ohne den Ex-Partner neu zu gestalten. Dies beinhaltet die Entwicklung neuer Routinen, die Etablierung neuer sozialer Kontakte und die Suche nach neuen Zielen und Interessen.
Wiederaufbau und Wachstum
In dieser Phase gewinnen die Betroffenen neues Selbstbewusstsein und Lebensfreude. Sie können aus der Trennung lernen und persönliche Wachstumserfahrungen machen. Neue Beziehungen können entstehen, und ein neues Lebenskapitel beginnt.

Die psychologischen Auswirkungen einer Scheidung
Eine Scheidung ist nicht nur eine rechtliche Trennung, sondern auch ein tief greifendes emotionales Ereignis, das vielfältige psychologische Auswirkungen haben kann. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen psychologischen Auswirkungen, die eine Scheidung auf die beteiligten Parteien haben kann, und gibt Einblicke in Bewältigungsstrategien.
Emotionale Reaktionen auf Scheidung
Nach einer Scheidung durchleben die Betroffenen häufig eine Vielzahl von Gefühlen. Diese können von Erleichterung und Befreiung bis hin zu Trauer, Wut und Verzweiflung reichen. Die Intensität und Art der emotionalen Reaktionen hängen von individuellen Faktoren und den Umständen der Trennung ab.
Stress und Angst
Die Ungewissheit über die Zukunft und die Notwendigkeit, sich auf eine neue Lebenssituation einzustellen, können erheblichen Stress und Angst auslösen. Finanzielle Unsicherheit, Veränderungen im sozialen Umfeld und die Sorge um das Wohl der Kinder tragen zusätzlich zur psychischen Belastung bei.
Depression und Trauer
Eine Scheidung kann ein tiefes Gefühl von Trauer und Verlust auslösen, ähnlich wie der Tod eines geliebten Menschen. Viele Betroffene entwickeln depressive Symptome, die sich in anhaltender Traurigkeit, Antriebslosigkeit und Interessenverlust äußern.
Auswirkungen auf den Selbstwert
Eine Scheidung kann das Selbstwertgefühl erheblich beeinträchtigen. Die Betroffenen können sich abgelehnt, schuldig oder wertlos fühlen. Diese negative Selbstwahrnehmung kann langfristige Auswirkungen auf das Selbstvertrauen und die psychische Gesundheit haben.
Veränderungen in den zwischenmenschlichen Beziehungen
Eine Scheidung wirkt sich nicht nur auf die Beziehung zwischen den Ex-Partnern aus, sondern auf das gesamte soziale Netzwerk. Freundschaften und familiäre Bindungen können sich verändern oder belastet werden, was zu einem Gefühl der Isolation führen kann.

Auswirkungen der Scheidung auf Kinder und Jugendliche
Kinder und Jugendliche sind besonders empfindlich gegenüber den emotionalen und psychologischen Auswirkungen einer Ehescheidung. Ihre Reaktionen können stark variieren und sind oft von ihrem Alter, ihrem Entwicklungsstand und der Art und Weise, wie die Ehescheidung gehandhabt wird, abhängig.
Emotionale und Verhaltensreaktionen
- Jüngere Kinder: Kinder im Vorschulalter können Verwirrung und Schuldgefühle entwickeln, da sie oft nicht verstehen, warum die Trennung stattfindet. Sie können auch Ängste und Trennungsangst erleben.
- Schulkinder: Kinder im Grundschulalter können Wut, Traurigkeit und Loyalitätskonflikte erleben. Sie verstehen die Situation besser, was zu einem tieferen emotionalen Schmerz führen kann.
- Teenager: Jugendliche können stark emotionale und verhaltensbezogene Reaktionen zeigen, darunter Rebellion, Depression und Angst. Sie können auch die Trennung der Eltern in Frage stellen und deren Einfluss auf ihre eigenen Beziehungen analysieren.
Wie können Sie Ihre Kinder/Jugendlichen dabei unterstützen?
- Offene Kommunikation: Es ist entscheidend, mit Kindern und Jugendlichen offen und ehrlich über die Scheidung zu sprechen und ihnen zu versichern, dass sie nicht die Schuld tragen.
- Stabile Routinen: Die Aufrechterhaltung stabiler Routinen kann Kindern und Jugendlichen helfen, sich sicherer und geborgener zu fühlen.
- Emotionale Unterstützung: Professionelle Beratung, einschließlich Kinder- und Jugendtherapie, kann dabei helfen, ihre Gefühle zu verarbeiten und gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
- Eltern-Kooperation: Eine gute Zusammenarbeit zwischen den Eltern kann dazu beitragen, den Stress und die Belastungen für die Kinder zu minimieren. Gemeinsame Entscheidungen und klare Kommunikation sind hierbei von großer Bedeutung.

Praktische Wege zur emotionalen und körperlichen Heilung
Selbstfürsorge ist ein wesentlicher Bestandteil des Umgangs mit den emotionalen und psychologischen Belastungen einer Scheidung. Sich selbst zu pflegen und auf die eigenen Bedürfnisse zu achten, ist entscheidend, um diese schwierige Zeit zu überstehen und gestärkt daraus hervorzugehen.
Emotionale Selbstfürsorge beginnt damit, die eigenen Gefühle anzuerkennen und auszudrücken. Es ist wichtig, sich selbst zu erlauben, Trauer, Wut und Angst zu empfinden und diesen Gefühlen Raum zu geben. Gespräche mit vertrauenswürdigen Freunden oder Familienmitgliedern können helfen, diese Emotionen zu verarbeiten.
Die körperliche Selbstfürsorge sollte ebenfalls nicht vernachlässigt werden. Regelmäßige Bewegung kann helfen, Stress abzubauen und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern. Aktivitäten wie Yoga, Laufen oder einfach nur Spaziergänge in der Natur können Wunder wirken, um den Kopf frei zu bekommen und sich körperlich besser zu fühlen.
Soziale Selbstfürsorge spielt eine große Rolle im Scheidungsprozess. Es ist hilfreich, ein starkes soziales Netzwerk zu pflegen und den Kontakt zu Freunden und Familie aufrechtzuerhalten. Diese sozialen Verbindungen bieten nicht nur emotionale Unterstützung, sondern auch Ablenkung und Freude in einer schwierigen Zeit.
Der Austausch mit Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, kann besonders tröstlich sein. Selbsthilfegruppen bieten eine Plattform für Unterstützung und Verständnis, wo man sich mit anderen austauschen und voneinander lernen kann.
Auch geistige und spirituelle Selbstfürsorge sollte berücksichtigt werden. Praktiken wie Achtsamkeit und Meditation können helfen, den Geist zu beruhigen und einen klaren Kopf zu bewahren. Regelmäßige Meditation fördert die emotionale Stabilität und Resilienz, was besonders in stressigen Zeiten von großem Nutzen sein kann.
Schließlich ist es wichtig, sich auf die persönliche Entwicklung zu konzentrieren. Das Setzen neuer Ziele und die Entdeckung neuer Interessen können helfen, ein erfülltes Leben nach der Scheidung zu gestalten.
Weiterbildung und das Erlernen neuer Fähigkeiten können nicht nur Ablenkung bieten, sondern auch das Selbstwertgefühl stärken und neue Perspektiven eröffnen.
Quellen
- Psychische Folgen durch Trennung oder Scheidung, Neurologen und Psychiater im Netz. Ehescheidung
- Amato, P. R. (2000). „The Consequences of Divorce for Adults and Children“ Ehescheidung
- Hetherington, E. M., & Kelly, J. (2002). „For Better or For Worse: Divorce Reconsidered“ Ehescheidung
- Kitson, G. C., & Morgan, L. A. (1990). „The multiple consequences of divorce: A decade review“ Ehescheidung
- Kiecolt-Glaser, J. K., & Newton, T. L. (2001). „Marriage and Health: His and Hers“ Ehescheidung