Trauerbewältigung: Trauerphasen und Hilfe für Trauernde
Haben Sie Fragen zu einem Termin bei einem Psychologen oder dengem?
Telefon Deutschland: | +49 6409 33 23 999 |
---|---|
Telefon Schweiz: | +41 41 588 10 15 |
Nachricht senden: | |
Kontaktformular |
Trauerbewältigung ist ein zutiefst persönlicher und emotionaler Prozess, ein stiller Weg, den wir beschreiten, wenn das Unfassbare geschieht – der Verlust eines geliebten Menschen. Diese Reise des Trauerns folgt keinem klaren oder vorhersehbaren Pfad; sie ist so einzigartig wie jeder Mensch, der sie durchlebt.
Im Herzen dieses Prozesses liegt die herausfordernde Aufgabe, sich mit einer Flut intensiver Gefühle auseinanderzusetzen, die der Verlust auslöst – Gefühle, die manchmal so überwältigend und verwirrend sein können, dass sie unser gesamtes Sein erfassen.
Es geht bei der Trauerbewältigung um weit mehr als nur den Umgang mit Schmerz; es geht um die zarte und oft schwierige Aufgabe, einen neuen Weg im Leben zu finden, einen Weg, der durch die Abwesenheit eines unersetzlich geliebten Menschen gekennzeichnet ist.
Dieser Prozess bedeutet, sich langsam und mit großer Sorgfalt durch den Nebel des Schmerzes und der Sehnsucht zu bewegen, während man gleichzeitig versucht, die kostbaren Erinnerungen zu bewahren und zu ehren.
Es ist ein Balanceakt zwischen dem Festhalten und Loslassen, ein zarter Tanz zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart, der darauf abzielt, Frieden in einem veränderten Leben zu finden.
Was sind die Trauerphasen?
Die Phasen des Trauerprozesses bzw. Trauerbewältigung, die ursprünglich von der Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross in ihrem Buch „Über den Tod und das Leben danach“ vorgestellt wurden, sind ein Modell, das die emotionalen Stadien beschreibt, die viele Menschen durchlaufen, wenn sie mit dem Tod eines geliebten Menschen oder einem ähnlich tiefgreifenden persönlichen Verlust konfrontiert werden. Diese Phasen sind
1. Trauerphase Verleugnung:
In dieser Phase fällt es dem Trauernden schwer, die Realität des Verlustes zu akzeptieren. Es handelt sich um eine vorübergehende Abwehrreaktion, die der Person Zeit gibt, sich allmählich an die neue Realität zu gewöhnen.
2. Trauerphase Wut:
Wenn die Verleugnung nachlässt, werden schmerzhafte Emotionen wacher.
Die betroffene Person reagiert sehr wütend auf die Menschen in ihrer Umgebung, die ihr Beileid bekunden. Der Trauernde kann seine Wut gegen andere Menschen, sich selbst oder die Umstände richten.Die Person kann den Tod immer noch nicht akzeptieren.
3. Trauerphase Verhandeln:
Die Phase des Verhandelns im Trauerprozess ist komplex und oft zutiefst emotional. Sie tritt in der Regel auf, nachdem die anfängliche Verleugnung des Verlustes nachgelassen hat und bevor die volle Wucht der Trauer in der depressiven Phase einsetzt. In dieser Phase versucht der Trauernde häufig, den Verlust durch eine Art innerer oder spiritueller Verhandlung ungeschehen zu machen oder zumindest seine Auswirkungen zu mildern. Dies kann auf unterschiedliche Weise geschehen:
Rückblick und „Was-wäre-wenn“-Gedanken:
Der Trauernde kann sich intensiv damit beschäftigen, was hätte anders laufen können, um den Verlust zu verhindern. Dazu gehören Gedanken wie „Was wäre, wenn ich früher zum Arzt gegangen wäre?“ oder „Was hätte ich tun können, um die Beziehung zu retten?“.
Verhandeln mit einer höheren Macht:
Manche Menschen versuchen, mit Gott oder einem anderen spirituellen Wesen zu verhandeln, in der Hoffnung, die Situation ändern zu können. Sie können Versprechungen oder Abmachungen machen, wie z. B. „Ich werde nie wieder [eine schlechte Angewohnheit] tun, wenn Du [den Verstorbenen] zurückbringst“ oder „Ich werde ein besserer Mensch sein, wenn diese Krankheit geheilt ist“.
Selbstverhandlung und Selbstüberzeugung:
Manchmal richtet sich das Verhandeln nach innen, wobei der Trauernde versucht, sich selbst davon zu überzeugen, dass er die Situation irgendwie kontrollieren oder beeinflussen kann. Dies kann sich in Gedanken wie „Wenn ich nur dies oder jenes tue, wird alles besser“ äußern.
Diese Verhandlungsversuche sind oft ein Zeichen dafür, dass der Trauernde noch nicht bereit ist, die Realität des Verlustes vollständig zu akzeptieren. Es ist ein Versuch, Kontrolle über eine Situation zu erlangen, die überwältigend und unkontrollierbar erscheint. Diese Phase kann auch von Schuldgefühlen begleitet sein, wenn der Trauernde glaubt, er hätte mehr tun können, um den Verlust zu verhindern.
4. Trauerphase Depression:
Die Phase der Depression im Trauerprozess ist eine tiefe und oft herausfordernde Zeit, in der die volle Tragweite und Realität des Verlustes voll erfasst und gefühlt wird. Diese Phase geht über normale Traurigkeit hinaus und umfasst eine Reihe intensiver Gefühle und Verhaltensweisen.
Überwältigende Traurigkeit und Leere:
Der Trauernde kann sich intensiv traurig fühlen, oft begleitet von einem Gefühl der Leere oder Hoffnungslosigkeit. Dies ist eine emotionale Reaktion, die die Tiefe des Verlustes widerspiegelt. Diese Gefühle können anhalten und das tägliche Leben beeinträchtigen.
Rückzug von sozialen Aktivitäten und Isolation:
Menschen, die eine depressive Trauerphase durchleben, ziehen sich häufig von Freunden, Familie und sozialen Aktivitäten zurück. Sie finden möglicherweise wenig Freude an Dingen, die ihnen früher Spaß gemacht haben, und haben möglicherweise den Wunsch, allein zu sein.
Schlaf- und Essgewohnheiten ändern sich:
Die depressive Phase kann auch körperliche Auswirkungen haben, wie veränderte Schlafgewohnheiten (Schlaflosigkeit oder übermäßiges Schlafen) und Veränderungen des Appetits (Appetitverlust oder übermäßiges Essen).
Gefühle von Schuld oder Wertlosigkeit:
Trauernde können ungerechtfertigte Schuldgefühle oder Selbstvorwürfe empfinden, insbesondere wenn sie glauben, sie hätten mehr tun können, um den Verlust zu verhindern. Sie können sich auch wertlos oder hilflos gegenüber dem Verlust fühlen.
Körperliche Symptome:
Depressionen können sich auch durch körperliche Symptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Magenbeschwerden bemerkbar machen. Es ist wichtig zu erkennen, dass diese depressive Phase ein normaler und gesunder Bestandteil des Trauerprozesses ist. Es ist wichtig zu erkennen, dass diese depressive Phase ein normaler und gesunder Teil des Trauerprozesses ist.
5. Trauerphase Akzeptanz:
Die Phase der Akzeptanz im Trauerprozess ist ein entscheidender Wendepunkt, der jedoch oft missverstanden wird. Es ist wichtig zu betonen, dass Akzeptanz nicht bedeutet, dass der Schmerz verschwunden ist oder dass der Verlust als etwas Positives angesehen wird. Sie bezeichnet vielmehr den Punkt, an dem der Trauernde beginnt, den Verlust als Teil seines Lebens zu integrieren und sich auf eine neue Lebensrealität einzustellen. Diese Phase umfasst mehrere Aspekte:
Anerkennen der neuen Realität:
In dieser Phase erkennt der Trauernde, dass der Verlust unwiderruflich ist und das Leben in seiner alten Form nicht mehr zurückkehren wird. Diese Erkenntnis ist oft schmerzhaft, aber auch ein Schritt hin zu einer tieferen Verarbeitung des Geschehenen.
Anpassung an das Leben ohne den Verstorbenen:
Der Trauernde lernt, sich in einer Welt ohne den Verstorbenen zurechtzufinden. Dies kann bedeuten, neue Gewohnheiten zu entwickeln, Verantwortung zu übernehmen, die vorher der Verstorbene getragen hat, und neue Beziehungen aufzubauen.
Wieder Freude empfinden dürfen:
In der Akzeptanzphase beginnt der Trauernde langsam wieder Freude und Interesse an Aktivitäten zu finden, die zuvor von der Trauer überschattet waren. Dies ist ein Zeichen dafür, dass das Leben weitergeht und Freude und Trauer nebeneinander existieren können.
Neudefinition der Identität:
Der Verlust eines geliebten Menschen kann auch eine Neudefinition der eigenen Identität erforderlich machen. Dazu gehört, sich selbst auch außerhalb der Beziehung zum Verstorbenen zu verstehen und die eigenen Stärken und Fähigkeiten neu zu entdecken.
Wiederfinden von Sinn und Zweck:
Manche Menschen finden in dieser Phase einen neuen Lebenssinn oder setzen sich neue Ziele, die durch ihre Erfahrungen geprägt sind. Dies kann ein ehrenamtliches Engagement, die Unterstützung anderer Trauernder oder einfach die Hinwendung zu neuen Aktivitäten und Interessen sein.
Fortgesetzte Beziehung zum Verstorbenen:
Akzeptanz bedeutet nicht, dass der Verstorbene vergessen wird. Viele Menschen finden Wege, eine fortdauernde, wenn auch veränderte Verbindung zum Verstorbenen aufrechtzuerhalten, sei es durch Erinnerungen, Traditionen oder das Bewahren von Andenken.
Wie können Trauernde unterstützt und getröstet werden?
Um Trauernde zu unterstützen und ihnen Freude zu bereiten, ist es wichtig, einfühlsam und aufmerksam auf ihre individuellen Bedürfnisse einzugehen. Jeder Mensch trauert anders, und was für den einen hilfreich sein kann, ist für den anderen vielleicht nicht geeignet. Hier sind einige allgemeine Richtlinien und Ideen, wie man Trauernde unterstützen und trösten kann:
- Zuhören: Oft ist es das Wichtigste, einfach da zu sein und zuzuhören. Trauernde sollen ihre Gefühle und Gedanken ausdrücken können, ohne Angst vor Bewertung oder Ratschlägen haben zu müssen.
- Praktische Hilfe anbieten: Hilfe im Alltag kann eine große Entlastung sein. Das kann Einkaufen, Kochen, Kinderbetreuung, Fahrdienste oder Hilfe im Haushalt sein.
- Erinnerungen teilen: Positive Erinnerungen an den Verstorbenen teilen. Dies kann Trauernden helfen, sich an schöne Momente zu erinnern und eine Verbindung zum Verstorbenen aufrechtzuerhalten.
- Kleine Gesten der Freundlichkeit: Eine Karte, ein Blumenstrauß, ein selbst gekochtes Essen oder einfach ein Anruf können viel bedeuten. Es zeigt, dass man an sie denkt und für sie da ist.
- Einladungen aussprechen, aber Freiräume lassen: Laden Sie sie zu Aktivitäten ein, aber haben Sie Verständnis, wenn sie nicht teilnehmen wollen. Manchmal brauchen Trauernde Raum und Zeit für sich.
- Langfristige Unterstützung anbieten: Trauer hört nicht nach ein paar Wochen oder Monaten auf. Es ist wichtig, langfristige Unterstützung anzubieten, auch nachdem der unmittelbare Schock des Verlustes abgeklungen ist.
- Trauerprozesse respektieren: Jeder trauert anders. Respektieren Sie, dass der Trauerprozess Zeit braucht und jeder Mensch ihn auf seine Weise durchlebt.
- Professionelle Unterstützung anbieten: Manchmal kann professionelle Hilfe von einem Therapeuten oder einer Trauergruppe sehr hilfreich sein. Das Anbieten solcher Ressourcen sollte jedoch sensibel und ohne Druck erfolgen.
- Kleine Freuden initiieren: Manchmal hilft eine kleine Ablenkung. Das kann ein Spaziergang in der Natur sein, ein gemeinsamer Filmabend oder das Hören von Musik. Solche Aktivitäten können helfen, der Trauer für kurze Zeit zu entfliehen.
Was ist Trauertherapie?
Ziel der Trauertherapie ist es, dem Klienten zu helfen, auf gesunde Weise zu trauern, seine Gefühle zu verstehen und mit ihnen umzugehen. Sowohl die Trauerberatung als auch die Trauertherapie befassen sich mit den emotionalen, mentalen oder Verhaltensproblemen des Klienten. Es ist die Beziehung zwischen dem Klienten/der Klientin und dem/der psychologischen BeraterIn, die ihm/ihr helfen soll, diese Probleme zu lösen.
Welche Vorteile hat eine Trauertherapie?
Für die meisten Menschen, die den Verlust eines geliebten Menschen erleben, ist eine Trauerhilfe nicht unbedingt notwendig. Eine Trauertherapie kann hilfreich sein, wenn jemand nach dem Verlust unter großem psychischen Belastungen leidet oder wenn sich die Trauer auf das Alltagsleben auswirkt.
Wie die meisten Therapien ist auch die Trauerberatung / Trauerbewältigung / Trauerhilfe am effektivsten, wenn sie freiwillig in Anspruch genommen wird. Das Hauptziel der meisten Trauerberatungen / Trauerbewältigungen / Trauerhilfe besteht darin, den Verlust des Klienten zu akzeptieren.
Es kann auch sein, dass Sie Schwierigkeiten haben, mit einem kürzlichen oder zurückliegenden Trauerfall umzugehen. Sie können psychologische Unterstützung erhalten, um mit diesen Schwierigkeiten umzugehen.
Andere Artikel:
Trauerbewältigung, Trauerhilfe
Trauerbewältigung, Trauerhilfe
Quellangabe:
Anhaltende schwere Trauer, Psychologisches InstitutPsychopathologie und Klinische Intervention Trauerbewältigung, 2023, Yas süreci, Trauerbewältigung, Trauerhilfe