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Hikikomori: Wenn Isolation zur Lebensweise wird

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Was ist Hikikomori (sich isolieren)?

„Hikikomori“ ist ein japanischer Begriff für Menschen, die sich stark von der Gesellschaft zurückziehen und sich über längere Zeiträume, meist Monate oder Jahre, überwiegend in ihrer Wohnung aufhalten. Sie vermeiden fast jede soziale Interaktion und nehmen kaum am öffentlichen Leben teil. Diese Selbstisolation geht über normale Schüchternheit oder Introvertiertheit hinaus.

Häufig handelt es sich um junge Erwachsene, die sich von den Erwartungen und dem Druck der Gesellschaft überfordert fühlen. Hikikomori ist kein medizinischer Zustand, sondern beschreibt eher einen Lebensstil. Die Betroffenen ziehen sich in ihr Zimmer zurück und verbringen dort ihre Zeit, oft isoliert von Familie und Freunden. Hikikomori kann ernsthafte psychische und soziale Probleme verursachen, weshalb Unterstützung und Intervention wichtig sind, um den Betroffenen zu helfen, wieder am sozialen Leben teilzunehmen.

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Was sind die Symptome von Hikikomori?

Hikikomori-Symptome sind vor allem durch ausgeprägte soziale Isolation und bestimmte Verhaltensmuster gekennzeichnet. Diese reichen von anhaltender räumlicher Isolation bis hin zu verschiedenen psychischen Störungen. Diese Symptome spiegeln sich in der Interaktion der Betroffenen mit ihrer Umgebung und im Umgang mit alltäglichen Aktivitäten wider. Sie treten in verschiedenen Formen auf, die im Folgenden näher beschrieben werden:

  • Längere Isolation: Betroffene verbringen Monate oder sogar Jahre in ihrem Haus oder Zimmer, ohne es zu verlassen.
  • Vermeidung sozialer Kontakte: Interaktionen mit anderen Menschen, einschließlich Familienmitgliedern und Freunden, werden aktiv vermieden.
  • Abbruch von Schule oder Arbeit: Häufig ziehen sich Hikikomori-Betroffene von Schule, Universität oder Arbeitsplatz zurück und verlassen diese Institutionen.
  • Eingeschränkter Zugang zur Außenwelt: Sie beschränken ihren Zugang zur Außenwelt auf ein Minimum, oft nur über digitale Medien oder gar nicht.
  • Wenig oder keine Teilnahme am öffentlichen Leben: Die Teilnahme an öffentlichen Aktivitäten wie Einkaufen oder anderen alltäglichen Verrichtungen ist stark eingeschränkt oder fehlt ganz.
  • Psychische Probleme: Viele zeigen Symptome von Angststörungen, Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen, obwohl diese nicht immer die Ursache für das Hikikomori-Verhalten sind.
  • Kommunikationsschwierigkeiten: Probleme, Gefühle auszudrücken oder Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen.
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Was sind die Ursachen für Hikikomori?

Die Ursachen für Hikikomori sind vielfältig und können von Person zu Person unterschiedlich sein. Es ist wichtig zu betonen, dass Hikikomori ein komplexes und multifaktorielles Phänomen ist, bei dem oft mehrere dieser Faktoren gleichzeitig eine Rolle spielen. Die genauen Ursachen können von Fall zu Fall unterschiedlich sein und erfordern häufig eine individuelle Betrachtung und Behandlung. Zu den häufigsten Faktoren, die zu diesem Zustand sozialer Isolation führen, gehören:

  • Psychische Probleme: Viele Menschen, die von Hikikomori betroffen sind, leiden unter psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Persönlichkeitsstörungen.
  • Gesellschaftlicher Druck und Erwartungen: In Gesellschaften mit hohen Leistungsanforderungen und starkem Konkurrenzdenken wie in Japan kann der Erfolgsdruck in Schule, Studium oder Beruf überwältigend sein und zum Rückzug führen.
  • Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion: Probleme beim Aufbau und der Aufrechterhaltung zwischenmenschlicher Beziehungen können eine Rolle spielen, insbesondere bei Menschen mit sozialen Ängsten oder Kommunikationsschwierigkeiten.
  • Familiäres Umfeld: Einige Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass ein überfürsorgliches oder dysfunktionales familiäres Umfeld zum Rückzug in die Hikikomori-Lebensweise beitragen kann.
  • Kulturelle Faktoren: In manchen Kulturen kann die mangelnde Akzeptanz alternativer Lebensweisen oder die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen dazu beitragen, dass Menschen sich isolieren.
  • Technologie und digitale Medien: Der zunehmende Zugang zu digitalen Medien kann die Isolation von der realen Welt erleichtern, da das Bedürfnis nach Unterhaltung und sozialer Interaktion zunehmend online befriedigt wird.
  • Traumatische Erfahrungen: Traumata oder negative Lebensereignisse wie Mobbing können ebenfalls zu einem Rückzug in die Isolation führen.
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Wer ist am stärksten von Hikikomori betroffen?

Die meisten von Hikikomori betroffenen Personen sind Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 25 Jahren. Psychologische Studien weisen jedoch darauf hin, dass zunehmend auch Kinder im Alter von 11 oder 12 Jahren Anzeichen eines sozialen Rückzugs zeigen. Sie fühlen sich oft fehl am Platz und unmotiviert in der Gesellschaft, was zu einem Bedürfnis nach Abgrenzung und zeitweiliger Selbstisolation führt.

Besonders anfällig für Hikikomori sind männliche Jugendliche, die zuvor gute schulische Leistungen erbracht haben und eine introvertierte Persönlichkeit aufweisen. Die vielfältigen Herausforderungen der Pubertät, einschließlich körperlicher und emotionaler Veränderungen, können zu einem Gefühl der Orientierungslosigkeit und des Verlusts sozialer Bindungen führen. Diese Jugendlichen empfinden oft eine Distanz zu Gleichaltrigen, die sie als erfolgreicher und angepasster wahrnehmen. Diese Wahrnehmung, gepaart mit dem Gefühl des Versagens gegenüber Gleichaltrigen, kann in eine tiefe soziale Isolation führen.

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Was sind Therapieansätze zur Überwindung sozialer Isolation?

Um Hikikomori wirksam zu behandeln, ist es notwendig, jeden Fall individuell zu betrachten und verschiedene Behandlungsmethoden zu kombinieren, da die Ursachen und die Ausprägung dieses Zustands von Person zu Person sehr unterschiedlich sein können. Ein solcher ganzheitlicher Ansatz erfordert häufig die Einbeziehung von Spezialisten aus verschiedenen Bereichen wie Psychologie, Pädagogik und Sozialarbeit. Im Folgenden werden einige gängige Methoden zur Behandlung von Hikikomori aufgeführt:

  • Psychologische Unterstützung: Professionelle psychologische Unterstützung ist oft ein zentraler Bestandteil der Behandlung. Dies kann Psychotherapie, kognitive Verhaltenstherapie oder andere therapeutische Ansätze umfassen, um die zugrunde liegenden psychischen Probleme anzugehen.
  • Familientherapie: Da das familiäre Umfeld häufig eine Rolle bei der Entstehung von Hikikomori spielt, kann eine Familientherapie hilfreich sein. Sie zielt darauf ab, die Kommunikation innerhalb der Familie zu verbessern und ein unterstützendes Umfeld zu schaffen.
  • Soziales Training und Unterstützung: Programme, die soziale Fähigkeiten und Selbstvertrauen aufbauen, können hilfreich sein. Dies kann Gruppentherapie, Peer-Unterstützungsgruppen oder Aktivitäten umfassen, die darauf abzielen, soziale Interaktionen schrittweise zu erhöhen.
  • Bildungs- und Berufsberatung: Unterstützung bei der schulischen oder beruflichen Entwicklung kann den Betroffenen helfen, ihre Ziele neu zu bewerten und einen sinnvollen Weg nach vorne zu finden.
  • Medizinische Behandlung: Bei Bedarf kann auch eine medizinische Behandlung erforderlich sein, insbesondere bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen.
  • Unterstützung durch die Gemeinschaft: Die Einbindung in gemeinschaftliche Aktivitäten oder ehrenamtliche Tätigkeiten kann dazu beitragen, das Gefühl der Isolation zu verringern und den Betroffenen den Weg zurück in die Gesellschaft zu ebnen.
  • Schrittweise Wiedereingliederung: Ein schrittweises Vorgehen ist oft effektiver als der Versuch einer schnellen Wiedereingliederung. Dabei werden kleine, erreichbare Ziele gesetzt, um die Betroffenen langsam wieder an soziale Aktivitäten heranzuführen.

Fazit

Hikikomori ist ein komplexes Phänomen, das zuerst in Japan identifiziert wurde, inzwischen aber auch in anderen Ländern wie den USA, Großbritannien, Oman, Spanien, Deutschland, Italien, Indien, Schweden, China, Hongkong, Taiwan, Südkorea, Frankreich und Russland beobachtet wird.

Es ist gekennzeichnet durch einen Zustand extremer sozialer Isolation, in dem sich Menschen über lange Zeiträume von der Außenwelt zurückziehen. Eine Untersuchung von 27 Hikikomori-Fällen ergab, dass bei fünf Personen eine hochfunktionale tiefgreifende Entwicklungsstörung und bei zwölf weiteren Personen andere Störungen oder psychische Erkrankungen vorlagen.

Etwa jeder fünfte Fall erfüllte die Kriterien mehrerer psychiatrischer Erkrankungen, obwohl Hikikomori nicht im DSM-5 (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen) aufgeführt ist, da die Datenlage als unzureichend angesehen wird.

Hikikomori wird zunehmend als globales Gesundheitsproblem angesehen, da weltweit immer mehr Fälle in epidemiologischen Studien, klinischen Fallserien und Medienberichten dokumentiert werden. Es wird betont, dass eine klare und einheitliche Definition des Störungsbildes wichtig ist, um die Aufmerksamkeit für Hikikomori über Kulturen und Länder hinweg zu erhöhen.

Pass mit dengem auf Deine Seele auf, denn Du bist uns wichtig!

Quellangaben:

  • Hikikomori, A Japanese Culture-Bound Syndrome of Social Withdrawal? A Proposal for DSM-V, National Library of Medicine
  • Albion Psychotherapy: The Hikikomori syndrome: voluntary social isolation, 2023